Der Bananenbieger

Marina sitzt am Tisch und fragt
Fragt etwas, was sonst keiner wagt:
„Ich möchte wissen jetzt, warum
Sind die Bananen bei uns krumm?“
 
Die Mutter große Augen kriegt,
Der Vater von der Zeitung blickt
Und antwortet: Oh wei, oh wei,
Hast recht – sind krummer als ein Ei!
 
Vor Schreck wird Papas Kopf ganz warm
Und auch die Mama schlägt Alarm:
„Das können wir nicht akzeptieren,
Wir müssen das schnell reklamieren!“
 
 
Und so geht die Familie Schmitt
Empört und mit ganz schnellem Schritt
Zum Supermarkt, denn dort hat man
Das schiefe Obst gekauft. Dann
 
Suchen die Schmitts schnell den Kassierer,
Er schaut in die Lieferpapiere,
Findet das wichtige Detail
Hier steht’s: „Banane nicht wie Ei!“
 
Wer macht das denn? Was soll das dann?
Panik kommt auf und ein Mann…
Ein Fremder zu den Früchten schleicht,
Bei den Bananen stoppt und seicht
Dann die Banane biegt – O Schreck!
 
 
Alle schauen hin und auch weg.
Frau Müller weint, Frau Meier auch,
Herr Schmitt hält sich vor Wut den Bauch.
Er also ist’s, der deutschlandweit
Das Obst verbiegt seit langer Zeit.
Und das tut er seit vielen Jahren…
 
Die Polizei kommt angefahren,
Verhaftet wird der Bieger schnell,
Die Zeitung schreibt: Sensationell!
Endlich hat man den Mann gefasst,
Der unser g’rades Obst so hasst,
Der unser leck’res Obst verbog,
Alle mit Kummer überzog.
 
 
Die Schmitts sind froh, die Meiers auch
Die Müllers reiben sich den Bauch.
Und jeder feiert, springt herum –
Bananen sind jetzt nicht mehr krumm!
 
Ein Tag vergeht, vergehen zwei,
Die Wochen fliegen schnell vorbei.
Frau Müller ärgert sich am Tisch,
Frau Meier hat die Wut erwischt.
Herr Schmitt motzt, schreit und macht Randale,
Banane passt nicht in die Schale!
 
Als sie noch krumm war, rund wie Ei,
Passte sie überall hinei –
In den Obstteller, in den Schrank,
Die Manteltasche, auf die Bank,
In die Brotdose, das Regal,
Die Handtasche und überall…
 
 
Und jetzt ist sie zu lang, schau doch –
Beim Essen stößt ins Nasenloch.
Denn früher, als sie noch krumm war,
Bog sich der Bogen wunderbar
Zum Mund und nicht ins Nasenloch…
Wer soll ertragen dieses Joch!
 
Die Menschen weinen, wollen wieder
Das krumme Obst, sie sinken nieder,
Schreib’n Briefe an die Polizei,
Der Bieger komme bitte frei
Und mache seinen alten Job.
 
Doch der Verbieger – er heißt Bob –
Will nicht, er ist von Menschen nun
Enttäuscht und will nichts für sie tun.
Seit Jahren hat er sie erfreut,
Verbog Bananen für die Leut‘,
Begradigte die Gurken stumm,
Am Beet wachsen sie nämlich krumm,
Er machte viel, b’kam nichts zurück.
Ab jetzt lebt er für eig’nes Glück.
 
 
Und die Moral von der Geschicht‘:
Misch dich in fremde Leben nicht.

 

Würmchen Carl

An einem Sommertag im Juli
Ging Würmchen Carl gleich nach der Schuli
Zum Wasser, denn es war sehr heiß.
Ja, Regenwürmer voller schweiß
Gehen gern Baden in den See.

Doch plötzlich kam ein Fisch, Oh weh!
Und griff nach Carlchen, welch ein Schreck,
Der Wurm sprang rückwärts von ihm weg.
Zum Glück war es ein kleiner Fisch,
Sonst hätt‘ er Carlchen noch erwischt.

Jetzt hieß es, atmen, tief – ein aus,
„Bin schließlich Wurm und keine Maus“
Sagte Carl zu sich, ging hinein…

Doch plötzlich kam ein dickes Schwein
und schnappte nach ihm – Carl vor Schreck
Sprang rückwärts von der Sau weg
Und atmete erneut tief ein.
„War es schon weg, das Schwein? Kann sein.“
Er war nicht sicher, doch seit wann
Haben Schweine Schwanzflossen dran?

Es war kein Schwein, es war ein Lachs!
Das zu erkennen, ist ein Klacks,
Wenn man beruhigt ist, nicht wahr?
Ein dicker fetter Lachs sogar!
Jetzt kann Carlchen darüber lachen,
Was macht er heute nur für Sachen!

Die Sonne brennt noch immer sehr
Und Würmchen springt erneut ins Meer,
Beziehungsweise in den See.
Oh, nein, ein Riesenzahn, oh weh!

Ein Tiger war es – sieht man doch!
Carl springt zurück, schwitzt immer noch,
Zurück, ganz weit, so weit es klappt,
Damit der Tiger ihn nicht schnappt.
Doch warte mal – fragt er sich bleich:

Seit wann sind Tiger Tauchern gleich?
Das war doch bloß ein Clownsfisch!
Der hätte Carlchen nie erwischt.
„Sei doch kein Feigling“, sagt er sich,
Wischt Schweiß und Furcht aus dem Gesicht.

Mit stolzer Brust und neuem Mut
Geht Carl zum Wasser, soweit gut.
Er hat jetzt keine Angst, na klar,
Denn Tiger sind eine Gefahr,
Auch dicke Meeresschweine sind
Gefährlich für das Würmchenkind.

Aber die Fische sind ok,
Sie tuen keiner Fliege weh,
Sie können nicht mal richtig sprechen,
Geschweige denn das Carlchen brechen.

Derweil sprach es sich schnell herum
Ein Wurm! Ein Wurm! Da ist ein Wurm!
Kommt alle her, zum Ufer schnell,
Solange es ist draußen hell.

Und bald wurde es richtig voll,
Der See vor Fischen überquoll.
Sie alle waren hier dabei,
Der Lachs, der Karpfen und ein Hai,
Flugs auch eine Forelle kam
Und sich die Zeit für Carlchen nahm,
Denn Würmer – und das wusste man –
Schmecken so gut wie Parmesan.

Da war der Dorsch, da war der Barsch,
Der Fugu kam zum Futtermarsch,
Zwölf Quallen und ein langer Aal
Quetschten sich zwischen Wels und Wal
Und warteten, bis Carlchen kam.

Doch plötzlich mit ganz viel Trambam
Gewitter übers Wasser flog
Und Carl mit Regen überzog.

Und da war unsrem Carlchen klar,
Dass er ja gar kein Seewurm war,
Sondern er war ein Regenwurm!
Er freute sich über den Sturm,
Ging heim und schwitzte gar nicht mehr.

Dafür waren die Tiere sehr
Enttäuscht vor Hunger und vor Wut,
Und fanden Regen gar nicht gut.
Sie diskutierten lautstark
Über Wurm-Häppchen auf Quark.
Ihre Gespräche hallten so,
Als wären sie auf dem Klo.
Sie merkten gar nicht, doch sie waren
Jetzt irgendwo hineingefahren.
Und voller Panik rief der Hai:
Das sind ja Magenwände, wei!

Wo waren sie hineingeraten?
Jetzt enden SIE als Futterbraten!

Nur einer schien zufrieden schon…
Der Wal rülpste und schwamm davon.

Und die Moral von der Geschicht‘:
Ein Wurm – der reicht für (W)alle nicht.

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